Zerbrechlich

Wir jagen ihm nach, geben alles dafür, suchen es überall: Das grosse Glück! Nur um herauszufinden, dass es nicht das war, wonach wir eigentlich gesucht und nach was wir uns eigentlich gesehnt haben. Meinen wir, es gefunden zu haben, halten wir es kurz in der Hand und danach zerbricht es uns wie Glas, an dem wir uns verletzen. Wie Glücksritter sind wir ausgezogen, um das wahre Glück zu finden. Und das Glück winkt uns in den verschiedensten Formen: Die wahre Liebe, das grosse Geld, die glänzende Karriere. Oft kehren wir nach unserer Glückssuche enttäuscht, zerbrochen und tief verletzt zurück.

Zurückgeblieben

An einem kalten Herbsttag sollte ich meine erste Beerdigung abhalten. Ein Vater wollte seinen drogenabhängigen Sohn beerdigen, der seinem Leben mit einem Goldenen Schuss ein Ende gesetzt hatte. Da der Sohn aus der Kirche ausgetreten war, fand er keinen Pfarrer, der bereit war, die Beerdigung zu begleiten; so fragte eine Bekannte mich. Auf dem Friedhof traf ich nur eine kleine Schar von Freunden und die Eltern. Der Vater weinte bitterlich und sagte, dass er sich Vorwürfe mache, weil er seinem Sohn kein guter Vater gewesen sei. Er konnte ihm nie sagen, wie sehr er ihn lieb hatte. Als ich ihn fragte, wie denn sein Vater gewesen sei, sagte er, dass er ihn nie kennenlernen konnte, da dieser im Krieg gefallen war, als er selbst noch ein kleiner Junge war. Viele von uns tun sich schwer damit, Liebe auszudrücken, da wir in unserer eigenen Kindheit wenig davon bekommen haben. Wir haben zwar eine ungefähre Vorstellung vom Glück, aber es fehlt uns die Kraft, es zu ergreifen, und erst Recht die Möglichkeit, etwas davon weiterzugeben. Die Sehnsucht nach Liebe mündet in eine innere Leere und dem Gefühl der Einsamkeit.
Es gibt kaum ein beglückenderes Gefühl, als zu spüren, dass man für andere Menschen etwas sein kann. DIETRICH BONHOEFFER

Die zweite Chance

Vor kurzem sass ein erfolgreicher Berater aus der Geschäftswelt bei mir im Büro. Er stand kurz davor, seine Promotion abzuschliessen. Er hatte ein gutes Gehalt, Erfolg und eine wunderbare, liebevolle Frau. Ich war beeindruckt von seiner Bilderbuch-Karriere. Trotzdem sass er weinend vor mir, hielt den Kopf in seinen Händen und berichtete mir, dass er sich eine Pistole besorgt habe, um sich damit umzubringen. Er sähe keinen Sinn mehr in diesem Leben. Alles erschien ihm hohl und leer und er hatte Versagensängste. Das sogenannte Glück hatte sich in eine tödliche Fata Morgana verwandelt. Dieser erfolgreiche Ehemann hatte von seinen Eltern nie Liebe erhalten, sondern Kälte, Abweisung und Schläge erfahren. Ihm wurde oft gesagt, dass er das Geld für die Ausbildung nicht wert sei. Mittlerweile hat er sein Herz für die mächtigste Liebe im ganzen Universum geöffnet, welche die Kälte und Einsamkeit aus seinem Herz spülen konnte und deren Kraft die Macht des Selbstmordes besiegt hat. Geld, Erfolg und Macht versprechen flüchtiges Glück. Gleichzeitig fordern sie als die neuen Güter der Postmoderne hohe Opfer von jedem, der bei ihnen dieses Glück sucht.

Halte fest!

Jesus ist der einzige Gott, der keine Leistung von uns fordert, sondern der zu den Zerbrochenen und Verzweifelten kam. Er gab sein Leben am Kreuz hin, als ein Opfer, um uns ewiges Leben zu schenken. Der Grund, warum er das tat, ist seine brennende Liebe zu uns. Er hat uns geschaffen in seinem Ebenbild. Wenn wir uns für Gottes unermessliche Liebe öffnen, können wir diese Liebe selbst weitergeben. Gott ist nicht im Himmel geblieben, sondern wurde in seinem Sohn Jesus Christus Mensch. Er kam, um uns die überwältigende Liebe Gottes zu schenken. Menschen, die sich für diese Liebe öffnen, finden Kraft, ihre Welt zu verändern. In Jesus wurde die Liebe Gottes zum Anfassen nahe und Gott wurde für uns zum liebenden Vater, der uns alle unsere Schuld vergibt. Das ist das Glück, das ich gesucht habe und die Erfüllung meiner Sehnsucht. MARIO WAHNSCHAFFE ist Pastor und wohnt mit seiner Familie in Bonn   Mit freundlicher Genehmigung von: Missionswerk Stimme des Glaubens Marienweg 5,  D-78465 Konstanz Postfach,  CH-8280 Kreuzlingen info@stimme.org www.stimme.org Weitere Artikel:  Letzter Aufruf / Der Liebesbrief des Vaters